Die deutsche Konjugation zeigt große Unregelmäßigkeiten, woran manch Deutschlernende verzweifeln. Man kann es aber auch mit Humor nehmen, wie folgendes Gedicht zeigt, das ich als Kind gelernt habe, dessen Verfasser*in mir leider nicht bekannt ist.
An einem langen Vormittage
ergab Karl-Alfred sich der Frage,
wie wunderlich die Muttersprache,
die Verben doch zu beugen vage:
Zum Beispiel „gehen – ging – gegangen“,
warum nicht „stehen – sting – gestangen“?
Desgleichen „sitzen – saß – gesessen“,
warum nicht „schwitzen – schwaß – geschwessen“?
So dann noch „trinken – trank – getrunken“,
aber nicht „winken – wank – gewunken“!
Und ferner „sterben – starb – gestorben“
aber nicht „erben – arb – georben“ …
Mein Gott, das nahm ja gar kein Ende,
wer hier den tieferen Sinn doch fände!
Zwar war es eine klare Sache:
Konjugationen gab es schwache
und starke gab es außerdem.
Doch immerhin das Urproblem
war damit leider nicht zu lösen.
Karl Alfred fing schon an zu dösen.
Man konnte ja beim Konjugieren
beinahe den Verstand verlieren.
Da wandte er in seiner Pein
sich an den deutschen Sprachverein,
ob dieser ihm die Freude gönne
und ihm das Rätsel lösen könne?
Der Sprachverein hat kurzerhand
ihm diese Antwort zugesandt:
„Wir danken Ihnen, Sehr Verehrtes
für Euer außerordentlich Gelehrtes!
Doch können, Euer Wohlerkoren,
auch wir die Sache nicht erkloren.“
Karl Alfred tief enttäuscht – gekränkt
hat sich nur still sein Teil gedenkt
und im Gehirne ganz verschroben,
hat er das Konjugieren aufgegoben.
mündlich überliefert. Autor unbekannt